SAP Customizing – SAP individuell auf die Bedürfnisse anpassen
Ein SAP ERP-System ist nur in seinem Standard bei jedem Unternehmen gleich. Mit Hilfe von Customizing und durch ABAP-Programmierung kann das SAP-System individuell angepasst werden, um den Wünschen des anwendenden Unternehmens zu entsprechen. So können beliebig viele Transaktionen einem System hinzugefügt werden.
Damit Sie das Maximale aus Ihrem SAP-System herausholen können, sind mindestens gewisse Grundeinstellungen erforderlich. Je komplexer die Anforderungen Ihres Unternehmens und je umfangreicher die Prozesse sind, desto mehr muss das System angepasst werden.
Welche Möglichkeiten gibt es, das SAP ERP-System anzupassen?
Es existieren mehrere Möglichkeiten der individuellen Anpassung von SAP ERP und auch von SAP S/4HANA: Customizing, User-Exits, Z-Programme und Modifikationen sind nur einige Beispiele hierzu. Beim Customizing und den User-Exits liefert das SAP System schon alle Einstellungen mit. Diese sind also ohne individuelle Programmierung konfigurierbar.
Customizing:
Das Customizing bezeichnet das Anpassen der benötigten Grundeinstellungen der SAP-Module, die schon im SAP-Standard mitgeliefert werden. Bei jeder SAP ERP-Einführung ist das Customizing der erste Schritt der individuellen Anpassungen. Dabei werden die Module unternehmensspezifisch angepasst. Hier ist ebenfalls keine Programmierung notwendig. Durch das „Zusammenklicken“ oder Anhaken einzelner Programme, Funktionen und Einstellungen werden die Standard-Module auf die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst.
User-Exits:
User-Exits sind vordefinierte Erweiterungspunkte, die ebenfalls von SAP mitgeliefert werden. Diese können allerdings nicht, wie beim Customizing, einfach ohne fundierte Entwicklungskenntnisse angepasst werden. User-Exits müssen von einem ABAP-Entwickler in das jeweilige Programm integriert werden. Mit Hilfe der User-Exits können einzelne Prozesse ebenfalls individuell erweitert werden. Beispielsweise können Sie durch die Integration des User-Exits „MM06E005“ Kundenfelder in Einkaufsbelegen pflegen und ausgeben lassen.
„Neben der Erweiterung durch vordefinierte User-Exits, sollte auch das komplexe und umfangreiche Customizing unbedingt von einem SAP-Experten durchgeführt werden.“
Z-Programme:
Das Z (oder auch Y) steht hierbei für kein bestimmtes Modul, sondern kennzeichnet Programme im Kundennamensraum, welche nicht von SAP bereitgestellt worden sind. Reports in der Z-Namensumgebung werden meist von einem SAP-Dienstleister individuell für einen Kunden entwickelt, um seine Abläufe und Prozesse zu optimieren. Ein Z-Programm ist in seiner Komplexität und Größe nicht eingeschränkt. Bis hinzu in sich geschlossene Produkte, eine Art Add-On für Ihr SAP ERP-System, können direkt auf Ihre Anforderungen entwickelt werden.
Z-Programme müssen oftmals von Grund auf neu entwickelt werden. Ein gewöhnlicher SAP-Anwender hat aus Sicherheitsgründen jedoch keine Möglichkeit, Reports anzupassen oder zu verändern. Hier wirkt das ausgefeilte Rollen- und Rechtekonzept meist dagegen. Des Weiteren werden sogenannte Entwicklerschlüssel benötigt, um das „Coding“ im SAP ERP-System verändern zu können. Hierdurch läuft man keine Gefahr, dass ungewollt Fehler im System auftreten oder dieses sogar lahmgelegt wird. Sämtliche Eigenentwicklungen im Z-Namensraum sollten nur von qualifizierten SAP-Experten durchgeführt werden. Vor dem produktiven Einsatz eines neuen Z-Programms sollte beachtet werden, dass meistens in den Grundeinstellungen (Customizing) noch Änderungen vorgenommen werden müssen.
Einige vorgefertigte SAP Lösungen finden Sie im SAP AddOnStore.
Modifikationen:
Von Modifikationen sollten Sie unbedingt die Finger lassen, da hierbei der SAP-Quellcode direkt verändert wird. Grundsätzlich ist das Modifizieren erlaubt, jedoch kann hier einiges schieflaufen. Für eine Modifizierung ist ein Objektschlüssel seitens SAP notwendig. Eine detaillierte Dokumentation der Änderungen wird hier vorausgesetzt. Eine Hilfestellung und Wartung seitens SAP kann Ihnen zukünftig verwehrt bleiben. Dies kann auch alle nicht-modifizierten Objekte einschließen.
Wie verläuft die Integration einer individuellen Anpassung im SAP ERP-System?
Unternehmen, die ein SAP ERP-System verwenden, verfügen in der Regel über eine 2-System-Landschaft oder eine 3-System-Landschaft. Dabei spielt oft die Größe des Unternehmens eine wichtige Rolle. Größere Unternehmen, die sehr von ihrem funktionierenden System abhängig sind, besitzen meistens eine 3-System-Landschaft mit Entwicklungs-, Test- und Produktiv-System (E-Q-P).
SAP-Entwickler führen die ABAP-Programmierung eines Z-Programms auf dem Entwicklungssystem durch. Um den Report mit echten Daten zu prüfen, werden die Entwicklungen danach auf das Test-System gespielt. Das Test-System sollte durch regelmäßige Mandantenkopien des Produktivsystems „auf dem neuesten Daten-Stand“ sein. Somit kann die Neuentwicklung im Testsystem unter realen Bedingungen getestet werden und mögliche auftretende Fehler können frühzeitig erkannt werden ohne die Arbeit auf dem Produktivsystem zu beeinflussen.
Um alle möglichen Einsatz-Szenarien bei der Testphase durchzugehen, sollten immer die Anwender miteinbezogen werden. Nach ausgiebigem Testen und ohne aufgetretene Komplikationen spielt der Entwickler das Z-Programm auf das Produktiv-System. Nun können alle berechtigten Anwender mit der individuell angepassten Lösung arbeiten.
Vorteile von individuellen Anpassungen im SAP ERP-System
- Komplexe Prozesse erschweren den Geschäftsalltag und auch das Arbeiten mit dem SAP ERP-System. Durch individuelle Anpassungen können diese Prozesse vereinfacht werden.
- Jedes Unternehmen hat individuelle Anforderungen: Ein Maschinenbau-Unternehmen bildet andere Prozesse im SAP ERP-System ab, als ein Großhandelsunternehmen. Durch die möglichen Änderungen kann das SAP-System auf die Branche und das Unternehmen optimal angepasst werden.
- Bestimmte Aktionen oder Abläufe können durch individuell erstellte Befehle automatisch im Hintergrund stattfinden und erleichtern damit die Arbeitsprozesse.
- Durch Automatisierungen wird auch die Arbeit der Anwender beschleunigt. Anwender müssen z. B. weniger Transaktionen zusammenklicken und auch weniger Felder manuell ausfüllen, da sich das SAP-System Informationen durch Befehle einholen kann.
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